Märchenland außer Kontrolle – Schüler: innen des Theaterkurses bringen Grimm neu auf die Bühne
Am Dienstagabend verwandelte sich die Schlossbühne in einen Schauplatz voller skurriler Morde, verdrehter Märchenlogik und bissigem Humor. Vor ausverkauftem Haus präsentierten die Schüler: innen der 10. Klassen das selbstentwickelte Theaterstück „Mord im Märchenland – Froschkuss und Wolfsverdruss“, welches das Publikum vollauf begeisterte.
Schon zu Beginn wurde klar: Dieses Märchenland ist keines, wie man es aus den Büchern der Gebrüder Grimm kennt. Statt heiler Welt und Happy Ends wurde das Publikum Zeuge von sage und schreibe 24 grausamen Morden, die dazu führten, dass Kommissare aus dem Menschenland zur Aufklärung in das Märchenland kamen. Kommissar 1, 2 und 3 stolperten dabei durch das Gestrüpp der Märchenmotive – stets begleitet von den teils absurden, teils erschreckend plausiblen Verdächtigungen der Märchenbewohner.
Schnell kristallisierte sich ein Hauptverdächtiger heraus: der böse Wolf. Doch so einfach war es natürlich nicht – und das Stück ließ keine Gelegenheit aus, mit Vorurteilen, Klischees und dem vermeintlichen Schwarz-Weiß-Denken aufzuräumen. Zynische und ironische Bemerkungen flogen von allen Seiten durch den Saal, während die Grenzen zwischen Gut und Böse immer mehr verschwammen. Rotkäppchen, einst das brave Mädchen mit dem Korb, zeigt sich nun als selbstbewusste junge Frau, die sich ausgerechnet auf eine Beziehung mit dem Wolf einlässt. Und auch der hochverehrte Prinz, einst Traumbild vieler Märchenfiguren, entpuppte sich als ein verwöhntes Mamasöhnchen, das ohne königliche Rundumbetreuung hilflos ist.
Besonderes Highlight: Der Spiegel der bösen Königin, der sich endgültig weigerte, die immer gleichen Fragen seiner Herrin zu beantworten, und stattdessen in herrlich gelangweilter Manier seinen Frust über jahrzehntelangen Märchen-Dienst entlädt, was die Königin in deutlich spürbare Rage versetzte, die selbst vor dem Publikum kein Halt machte.
Die jungen Darsteller: innen glänzten mit bemerkenswertem schauspielerischem Talent, großem Einsatz und einer beeindruckenden Bühnenpräsenz. Mit viel Humor, Tempo und kreativen Ideen führten sie das Publikum durch eine Welt, in der nichts so war, wie man es erwartet hätte – und genau das machte den Abend so besonders.
Am Ende stand nicht nur die Aufklärung eines (oder besser: mehrerer) Mordfälle, sondern auch eine klare Botschaft: Märchen dürfen neu gedacht werden. Und wie! Die Schüler: innen und Schüler bewiesen eindrucksvoll, dass klassische Stoffe mit einem modernen Augenzwinkern und frischer Energie zu einem unvergesslichen Theatererlebnis werden können.
Ein gelungener Abend, der zeigt, wie kreativ, mutig und humorvoll junge Menschen mit Literatur und Theater umgehen können. Dafür wurden sie mit einem anhaltenden Applaus belohnt. Nicht zuletzt möchten wir uns aber auch bei Herrn Jahns bedanken, der jedes Jahr seine eigene Begeisterung für Literatur und Theater auf die Schüler: innen überträgt und mit viel Herzblut und kreativer Begleitung das Talent seiner Schützlinge gezielt fördert.

